Zu den an Missverständnissen reichsten Schnittstellen in Unternehmen gehören Hierarchieunterschiede. Kommunikation von oben nach unten und von unten nach oben ist tendeziell von zeitlichen Restriktionen geprägt.
Die Folge: es wird eher knapp und auf der Sachebene kommuniziert. Feedbackschleifen werden geringer je größer der hierarchische Abstand ist, Annahmen über das Verhalten und die Reaktionen der jeweils anderen Seite werden daher kaum mehr überprüft und korrigiert. Noch schlimmer: Annahmen werden im Flurfunk ausgetauscht und verstärkt, in den viel mehr die oft zweifelhaften und aus früheren Begebenheiten mit ganz anderen Chefs geprägten Erfahrungen der informellen Meinungsführer einfließen, als die tatsächlichen Erwartungen des aktuellen Chefs.
In einem erfolgreichen Traditionsunternehmen äußerten Nachwuchskräfte… die Einschätzung, dass ihre Chefs vor allem Anpassung, Leistung und reibungsloses Funktionieren erwarten und belohnen, und waren dann sehr überrascht als ihnen der Firmenchef im Gespräch den Auftrag gab, mit überkommenen Traditionen zu brechen und das Unternehmen aufzumischen, um mit der steigenden Dynamik der Märkte Schritt zu halten.
Was also tun als Führungskraft? Das A+O ist Kontakt halten zu den Ebenen darunter. Der Rückzug, das Sich-Entkoppeln von der Basis, wird Führungskräften immer noch viel zu leicht gemacht, meist verbrämt mit angeblichen Sachzwängen. Die viel-beschworene Einsamkeit der Führungskräfte hat hier eine ihrer zentralen Ursachen. Natürlich benötigen Führungkräfte für ihre Aufgaben oft Rückzugsmöglichkeiten. Sie benötigen aber auch eine richtig dosierte Einbindung, um von der Basis verstanden zu werden und – fast noch entscheidender – die Basis zu verstehen. Wichtiger als das Ausmaß des Kontakts ist die Regelmäßigkeit.
Im Kontakt geht es natürlich oft um die Sache, aber bei weitem nicht nur um sie. Es geht auch darum, die unausgesprochenen Dinge zu benennen, z.B. was wünschen Sie sich, wie die Mitarbeiter sich Ihnen gegenüber verhalten sollen? Sagen Sie es Ihnen, damit die Mitarbeiter die Chance haben, ihre Vermutungen zu überprüfen und bei Bedarf zu korrigieren. Entwerfen Sie dabei aber kein unrealistisches Selbstbild, welches sowieso rasch durchschaut wird, sondern seien Sie offen. Viele Führungskräfte wünschen sich einen offenen Dialog, und statt ihn zu beginnen halten sie dann endlose Monologe. Ein guter Dialog beginnt mit einer Frage und anschließend ausreichend Zeit für die Antwort, z.B.: Welche Fotschritte wurden in den letzten Tagen gemcht? Was sind derzeit Ihre Sorgen? Was brauchen Sie von mir?